Anlässlich des Tags der Kriminalitätsopfer am 22. März hat der WEISSE RING Rheinland-Pfalz seine Bilanz des Jahres 2020 vorgelegt.
Wie der Landesvorsitzende Werner Keggenhoff in Mainz mitteilte, haben die ehrenamtlichen Opferhelferinnen und Opferhelfer des gemeinnützigen Vereins trotz der Coronabedingungen 679 Kriminalitätsopfer betreut und mit materiellen Hilfen unterstützt (- 3,1 % gegenüber dem hohem Vorjahreswert von 701). Dabei werden die zahlreichen Fälle nicht statistisch erfasst, in denen Opfern ohne finanzielle Aufwendungen geholfen werden konnte.
Bemerkenswert erscheinen die Veränderungen bei den einzelnen Straftaten:
Die Zahl der unterstützten Opfer häuslicher Gewalt stieg um 9,3 % von 118 auf 129. Damit hat sich die Befürchtung bewahrheitet, dass im Lockdown die Gefahr häuslicher Gewalt zunimmt.
Erheblich gestiegen ist die Zahl der Opfer von Sexualdelikten, die beim WEISSEN RING in Rheinland-Pfalz Hilfe fanden (240 im Jahre 2020, nach 221 in 2019 und 163 in 2018). Sie waren mit 35 % erstmals die größte betreute Opfergruppe. Die Zunahme hat auch mit der öffentlichen Diskussion zu tun, die Opfern Mut macht, sich bei solchen tabubehafteten Straftaten Hilfe zu holen.
Während die Zahl der betreuten Opfer von Diebstahl um mehr als ein Drittel zurückging, suchten erheblich mehr Stalking-Opfer als im Vorjahr Hilfe. Hier macht sich die im Auftrag des WEISSEN RINGS entwickelte No Stalk App bemerkbar, die den Nachweis solcher Nachstellungen gegenüber der Polizei und anderen wesentlich leichter macht.
Keggenhoff sprach den 226 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den 27 Außenstellen des Landes besonderen Dank für ihre erfolgreiche Arbeit unter erschwerten Bedingungen aus. Opferhilfe auf Abstand mit Hygienemaßnahmen sei eine besondere Herausforderung und habe viel Kreativität erfordert. Er hoffe sehr, dass wir im weiteren Verlauf des Jahres wieder zu persönlicher Begegnung und Beratung der Opfer ohne dazwischengeschaltete Medien zurückkehren können.
Der Tag der Kriminalitätsopfer, den der WEISSE RING seit nunmehr 30 Jahren begeht, steht diesmal unter dem Schwerpunktthema „Hass und Hetze“. Damit will der Verein auf problematische Entwicklungen aufmerksam machen, die den Nährboden für schwerwiegende Straftaten bilden. Hass und Hetze dürfen nicht gesellschaftsfähig werden, so Keggenhoff.
Der WEISSE RING finanziert seine Arbeit ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge, Spenden, testamentarische Zuwendungen und Geldbußen, nicht aus Steuermitteln. Keggenhoff dankte allen, die so im schwierigen Jahr 2020 die finanziellen Grundlagen für die Arbeit des Vereins gesichert haben. Er hoffe auf weitere Unterstützer im laufenden Jahr. Besonders wünsche er sich Menschen, die als ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Opfern von Straftaten zur Seite stehen wollen. Interessierte können sich beim WEISSER RING e.V. Landesbüro in Mainz (Große Bleiche 31-33, 55116 Mainz/ Tel: 06131-6007311/ E-Mail: Rheinland-Pfalz@weisser-ring.de) oder bei der Außenstelle in Ihrer Region melden. Sie werden in unseren Seminaren von erfahrenen Referentinnen und Referenten für das lohnende Ehrenamt geschult.