Opfer was nun?
Es kann jedem passieren: Es wird eingebrochen, man wird belästigt, erhält Schockanrufe, fällt auf den Enkeltrick rein oder, oder, oder.
Der Schock sitzt meistens tief. Viele der Opfer erstatten Anzeige bei der Polizei, manche verzichten aus persönlichen Gründen darauf. Die Tat lässt sie jedoch auch danach nicht los. Menschen, die Gewalt erlebt haben, finden häufig nicht ohne Hilfe in ihren Alltag zurück. Opfer- was nun? Der WEISSE RING bietet Opfern Hilfe und Beratung an. Im Jahr 2022 wurden 946 materielle Fälle vom WEISSEN RING bearbeitet und den Opfern Unterstützung angeboten. Zu den häufigsten drei Delikten gehören Körperverletzung (36%) mit dem Schwerpunkt häusliche Gewalt, Sexualdelikte (27%) und Nachstellung bzw. Stalking (9%). Die Opfer in Rheinland-Pfalz wurden im Jahr 2022 mit 231.035 Euro in Opferhilfen unterstützt.Dazu zählten insbesondere rechtsanwaltliche und psychologische Beratungschecks sowie Soforthilfen.
Bei manchen Menschen ist es mit der ehrenamtlichen Hilfe und Begleitung nicht getan. Sie bleiben ihr Leben lang auf Unterstützung angewiesen.
Für diese Menschen gibt es das Opferentschädigungsgesetz (OEG) des Bundes. In der Realität kommt die Hilfe bei den Betroffenen jedoch viel zu häufig nicht an: Zum einen ist das OEG zu unbekannt, so werden in Rheinland-Pfalz nur 8,51% OEG-Anträge von Gewaltopfern gestellt. Es werden viele Anträge abgelehnt, so werden in Rheinland-Pfalz zwar 39,06% der Anträge anerkannt, 36,09% werden abgelehnt und 24,85 % erledigen sich aus sonstigen Gründen. Damit ist Rheinland-Pfalz zwar bundesweit auf dem vierten Platz der Anerkennungen, aber die Ablehnungsquote ist dennoch zu hoch.
Zuständige Behörde für Anträge nach dem OEG ist das Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung (LSJV). Der Präsident des LSJV, Detlef Placzek, der gleichzeitig Opferbeauftragter der Landesregierung ist, arbeitet eng mit dem WEISSEN RING zusammen und gemeinsam ist man bestrebt, die Bewilligungszahlen zu verbessern.
„Unser gemeinsames Ziel sollte es sein, dass der Staat sein Hilfeversprechen, welches er mit dem OEG gegenüber den Opfern gibt auch einlöst“, so Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Landesvorsitzende des WEISSEN RINGS.
Die Opferentschädigung wird im Sozialen Entschädigungsrecht (SGBIVX) künftig neu geregelt, welches zum 1.1.2024 in Kraft tritt. Damit werden u.a. die Entschädigungszahlen deutlich erhöht und Betroffene von schweren psychischen Gewalttaten (z.B. Stalking) werden künftig anerkannt. Auch bei der Antragstellung nach OEG können ehrenamtliche Mitarbeitende des WEISSEN RINGS unterstützen.
Ohne Ehrenamt keine Opferhilfe
In Rheinland-Pfalz engagierten sich im Jahr 2022 188 Männer und Frauen ehrenamtlich beim WEISSEN RING für Kriminalitätsopfer. Sie teilen sich auf 27 Außenstellen im Land Rheinland-Pfalz auf. Die Opferhelfer sind für die Opfer da, unterstützen sie bei Terminen bei Polizei oder Gericht und vermitteln Kontakte wie beispielsweise therapeutische Anlaufstellen. Im Jahr 2022 wurden über 5.000 Stunden für 618 Opferfälle und Präventionsarbeiten geleistet.
„Ohne die Arbeit der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wäre die Opferhilfe in dieser Form nicht möglich. Die Mitarbeiter sind das Herzstück des WEISSEN RINGS“, so die rheinland-pfälzische Landesvorsitzende, Sabine Bätzing-Lichtenthäler. „Wir sind dankbar, dass wir auch bei uns in Rheinland-Pfalz motivierte Menschen haben, die tagtäglich engagierte Arbeit leisten und sich mit schweren Themen wie häuslicher Gewalt, Vergewaltigung, Stalking etc. auseinandersetzen.“
Die Kunst sei es, diese oftmals schweren Schicksale nicht zu nah an sich heranzulassen und trotzdem mitfühlend und empathisch zu bleiben.
Das Ehrenamt beim WEISSEN RING ist vielseitig: Neben der klassischen Opferhilfe befassen sich die Freiweilligen auch mit Kriminalprävention und öffentlichen Aktionen vor Ort.
In allen Bereichen, ob Opferhilfe oder Prävention werden die Ehrenamtlichen von der WEISSER RING Akademie professionell ausgebildet und auf ihre Einsätze vorbereitet. Im Jahr 2022 wurden bundesweit 2000 Mitarbeitende fort- und weitergebildet.
„Uns ist es ein Herzensanliegen, dass sich unsere Mitarbeitenden regelmäßig fortbilden, damit wir bestmögliche Opferberatung leisten können“, so Bätzing-Lichtenthäler, die dieses qualitativ hochwertige Seminarangebot für die Ehrenamtlichen sehr wertschätzt.
Sie sind interessiert an einer Mitarbeit beim WEISSEN RING und möchten nähere Informationen?
Web: https://ehrenamt.weisser-ring.de
E-Mail: rheinland-pfalz@weisser-ring.de
Die Einsätze und Opferhilfen haben sich im Jahr 2022 in Rheinland-Pfalz wie folgt dargestellt:
Deliktstatistik 2022
341 Körperverletzung (205 / 22 % häusliche Gewalt) 36%
251 Sexualdelikte 27 %
88 Nachstellung Stalking 9%
54 Betrug 6%
53 Diebstahl 6%
50 Sonstige Delikte 5%
46 Tötungsdelikte 5%
40 Straftaten gegen persönliche Freiheit 4%
23 Raubdelikte 2%
Materielle Hilfen in 2022
460 rechtsanwaltliche Beratungsschecks
165 Soforthilfen
71 Psychologische Beratungsschecks
63 Opferhilfen
28 Rechtshilfen
1 Erholungsmaßnahme